Pflege als Schulfach

Bericht WDR Lokalzeit Südwestfalen von Claudia Roelvinck (26.02.2020)

Die Schüler der zehnten Klassen haben die Wahl: Biologie, Informatik, Arbeitslehre, Wirtschaft oder – ganz neu – Pflege. Die Martin-Luther-Hauptschule in Iserlohn wagt damit ein Experiment.

14 junge Menschen haben sich für das Wahlpflichtfach Pflege entschieden, die meisten sind Mädchen. Zwei Stunden pro Woche lernen sie beispielsweise, welche typischen Alterserkrankungen es gibt und wie sie sich auf das Leben der Senioren auswirken.

Erkrankungen werden "ausprobiert"

Mit einer zehn Kilogramm schweren Weste und Holzpantinen bekommen die Jugendlichen einen Eindruck, wie sich eine Parkinson-Erkrankung für Betroffene anfühlt. Oder sie empfinden mit speziellen Brillen, Kopfhörern und Bandagen nach, wie Sehbehinderungen, Schwerhörigkeit oder steife Gelenke den Alltag vieler Senioren einschränken.

Zusätzlich zum Unterricht in der Schule gehen die Jugendlichen einmal pro Woche ins Seniorenzentrum Waldstadt. Hier sind sie im direkten Kontakt mit den Bewohnern. Sie setzen sich zu ihnen, basteln oder backen gemeinsam, reichen Getränke und hören zu.

Keine Berührungsängste

Eine Schülerin legt ihre linke Hand auf den Unterarm einer alten Frau, streichelt ihr mit der rechten Hand liebevoll über die Schulter. Anfängliche. Berührungsängste zwischen Jung und Alt waren schnell abgebaut.  

Bessere Chancen auf Ausbildungsplatz

Das Team des Seniorenheims hofft, mit der Beteiligung am neuen Schulfach das Interesse an Pflegeberufen zu wecken. Die Schule wiederum möchte die Ausbildungschancen ihrer Zehntklässler erhöhen. Das benotete Fach "Pflege" auf dem Abschlusszeugnis könnte ihnen bei Bewerbungen einen Vorsprung verschaffen.